Über die Zeitschrift "Sápmela"
Ich habe für die Zeitschrift Sápmela von 1980 bis 1999 als verantwortlicher Redakteur gearbeitet. 1980 fragte mich Lasse Sammallahti - er war damals zum Präsident von Lapin Sivistysseura - ob ich für ein oder zwei Jahre das Amt des Redakteurs übernehmen würde. Nach reichlicher Bedenkzeit, sagte ich nur unter der Bedingung zu, dass bald ein Nachfolger bestimmt würde... Darauf habe ich dann 20 Jahre warten müssen.
Als Redakteur habe ich über 100 Ausgaben verantwortet. Wenn man denkt, dass Sápmela seit 1934 erscheint, dann sind das ungefähr ein gutes Drittel aller Nummern. Der erste Hauptredakteur war der Linguist Erkki Itkonen, der mehr als 30 Jahre für die Zeitschrift tätig war. Erkki war der Bruder des bekannten Ethnologen Itkonen, der über die Sámi forschte. Die meisten Artikel habe ich selbst geschrieben und redigiert, aber natürlich hatte ich auch einige Helfer: Kalle Mattila war der erste, er studierte Sprachen, Skoltsámisch und u.a. auch Chinesisch. Viele Korrekturarbeiten stammten von ihm, später auch Jouni Vest, der heute in Paris lebt. In den letzten Jahrzehnten hat Sápmela mehrfach sein Erscheinungsbild geändert. Das Layout haben Frau Leivo-Paadari sowie Merja Ranttila verantwortlich gezeichnet. Als wir mit der Redaktion begannen, wurde alles noch auf der Schreibmaschine verfasst; heutzutage mit dem Computer. Die Zeitschrift wurde zunächst in Pieksämäki gedruckt, später in Lappland, in Kemijärvi und Kemi. Übrigens: Mein allererster Artikel handelte von Grundrechten der sámischen Bevölkerung in Finnland - eine Übersetzung aus dem Finnischen ins Sámische. Die Auflagenhöhe betrug zumeist 1600 Stück. Einen festen Abonnentenkreis gab es in diesem Sinne nicht. Die Ausgaben wurden mit der Post an alle sámischen Familien in Finnland verschickt und das kostenlos. Die Produktions- und Versandkosten hat der finnische Staat getragen, zuerst das finnische Unterrichtsministerium und seit 1994 das Sámi Parlament. Aber seitdem ist unser Budget unaufhaltsam geschrumpft. Damit war die Zeitschrift nicht mehr finanzierbar.
Warum ist die Geschichte der Zeitschrift Sápmela zu Ende? Auf diese einfache Frage eine einfache Antwort zu geben, das ist sehr schwer. Im Sámi-Parlament streiten verschieden politische Richtungen um die geistige Vorherrschaft. Notwendige Strategien, Konzeptionen und inhaltliche Diskussionen, z.B. zu Fragen des Umweltschutzes und der industriellen Entwicklung Lapplands treten zurück hinter politische Machtkämpfe. Und natürlich streitet das Sámi-Parlament um und für die sámische Kultur, ohne zu wissen, was die sámische Kultur ist. Sápmela - das war sámische Kultur! Gar keine Frage! Einige Politiker denken, dass unsere Kultur auch ohne diese sámischsprachige Zeitung leben kann. Dass es für unsere Zeitung kein Geld mehr gab, das ist nicht nur ein kulturpolitischer Skandal, das ist auch eine geistige Bankrotterklärung der Herren Politiker. Leider - das muss man so sagen - ist es so, dass viele Sámi ihre Muttersprache nur ungenügend beherrschen; sie verstehen vieles in den sámischsprachigen Artikeln und Berichte deshalb nicht. So war es für manchen Politiker leicht zu sagen: "Wir brauchen Sápmela nicht mehr." Leider verstehen sie nicht die wichtige Rolle der Muttersprache für die Entwicklung eines jeden einzelnen Sámi wie auch für den Erhalt unserer ethnischen Identität als indigenes Volk.
Die letzte Nummer von Sápmela ist im Jahr 2002 erschienen. Das war also das Ende von 70 Jahren Zeitungsgeschichte. Jetzt schreibe ich weiter für die sámische Zeitung ASSU in Norwegen, hier gibt es Geld für zwei Zeitungen: Assu, die in Kautokeino erscheint, und Min Aigi - beide sind problemlos auch in Finnland zu beziehen.