Weihnachten in Jurmukoski 1954

Mir ist in Erinnerung geblieben, wie wir mit meiner verstorbenen Mutter Weihnachten 1954 bei Aili und Martti Walle verbrachten. Meine Mutter war damals Hausmädchen bei ihnen. Um seine Weihnachten ebenfalls dort zu verbringen war auch der alte Same und Fischer Abraham Morottaja gekommen. Er war an diesem Ort auch als „Ronka Abraham“ bekannt. Als wir ankamen, schüttelte ich ihm die Hand und bewunderte seinen starken Griff . Dabei schauten wir uns sekundenlang abschätzend in die Augen.

Abraham war in einem Alter von vielleicht 80 Jahren. Er war von kleiner Statur, hatte einen grauen Bart, grosse schwarze Augen und eine dunkle Stimme. Ich stellte fest, dass sich in seinem kleinen, drahtigen Körper die Urwüchsigkeit der früheren Fischer- und Jägergenerationen erhalten hatte. Er war zudem schon in einem Alter, wo er ins Altersheim Toivoniemi hätte gehen können. Er wollte aber niemandem zur Last fallen.

Meine Mutter konnte etwas Inari-Samisch und Abraham sprach über allerlei Dinge mit ihr. Mich schien Abraham auch sehr gern zu mögen. So erzählte er uns uralte Geschichten mit Ausdrücken, die von vielen vergangenen Lappengenerationen stammten.

Dieser Winter war hart. Die nahe Umgebung befand sich im Griff der beissenden Kälte. Wie stark man auch immer Feuer im Ofen hatte, blieben die Fenster mit Frost bedeckt. Am Heiligen Abend mittags sah ich die Landschaft hinter dem südlichen Teil von Solojärvi wie ein prächtiges Panorama in milder Beleuchtung . In dieser prächtigen Stimmumg verbanden sich dort die Hänge und Spitzen der Hügel und der Fjälle miteinander und verschwanden in roten und goldscheinenden Streifen. Direkt Richtung Norden hinter dem Jurmukoski-Wasserfall erhob sich gross und drohend der Otsamo-Fjell.

Am Heiligen Abend war es schon spät geworden bis Aili und meineMutter Magga das Weihnachtsessen fertig hatten. Es gab Rentier und Fisch in verschiedenen Formen, hausgemachtes Brot, selbstgekirnte Butter und saftigen Sumpfbeerkuchen.

Alle setzten sich zu Tisch. Beim Essen herrschte eine frohe aber besinnliche Stimmung. Ich fühlte mich demütig beim Blick in Abrahams Augen. Meine Mutter trug zuerst einen grossen heissen Topf vom Herd auf den Tisch, dann eine Schale voller warmer Kartoffeln und eine Schüssel mit dunstendem Kartoffelbrei. Ich erzählte Aili, dass ich so etwas noch nie gesehen hatte. In den Jahren 1946-1950, die ich in Angeli verbrachte, konnte ich von so einem reichlichen Essen nicht einmal träumen.

Am Weihnachtstisch war Abraham deutlich in seiner besten Stimmung. Er trug einen fischersamischen Lappenmantel. Beim Abendessen liessen wir ihn erzählen und keiner sagte etwas, das diese besondere Stimmung hätte stören können.

Abraham erzählte uns von den Wundertaten Gottes sowie von guten und bösen Geistern und Feen. Auf diese Weise wollte er unseren Glauben an Gott kräftigen und an die Guten und bösen Kräfte dieser Welt erinnern. Er erzählte auch von den fremden Völkern und Rassen, von eigenartigen Glaubensvorstellungen und Sitten. Er schilderte alles so lebendig, als ob ich alles, wovon er erzählte, mit meinen eigenen Augen gesehen hätte.

Zwischendurch hatte Abraham sich neben den Hunden von Martin niedergekniet. Er sprach nicht als er mit seiner Hand die Schnauzen und Ohren der Hunde kraulte. Diese wedelten dabei mit den Schwänzen die ab und zu auf den Fussboden schlugen.

Längst Vergangenes wurde in mir lebendig und meine Neugierde stieg. Ich habe Abraham´s Verhalten genau beobachtet und seiner Art zu sprechen zugehört . Einiges habe ich dabei verstanden uns einiges nicht. Noch nie hatte ich einen solchen zu den Ureinwohnern Inaris gehörenden Menschen getroffen.

Schon früher hatte ich den Fischer- und Jägersamen betroffenden Elend verstanden (herännyt näkemään). Als ich versuchte, darüber zu sprechen, hat Abraham mir folgendes versichert: nur wenn die Inari-Samen bei ihren frommen Lebensweisen bleiben, könne sich ihre Kultur erhalten und das seit zweihundert Jahren bestehende Unrecht korrigiert werden. Aber wie kann man sicher sein, dass alle Samen von Inari den Gesetz Gottes nachfolgen?

In dieser Welt gibt es Menschen, die einfach seit der Geburt her gut sind. Ronka Abraham war einer von denen. Gott hat ihm reichlich diese Gaben geschenkt. Am Heiligen Abend, als er das Weihnachtsevangelium für diejenigen las, die in der Stube von Martti und Aili zusammengekommen waren, übertrug sich seine Barmherzigkeit auf uns alle. Dieser einfache Fischersami aus Inari, der uns mit viel Mühe das Weihnachtsgebet aus der Bibel vortrug hat sein ganzes Leben lang auf höchsten ethischen Niveau gelebt. Er hat auch in der Wirklichkeit das gemacht, worüber die anderen nur gepredigt haben.

Dann fing Abraham an, über die Weihnachtsbotschaft zu reden, wo er besonders die Grösse Gottes und die Kleinheit der Menschen mit ihren Sünden herausstellte. Diese Worte Abrahams spendeten allen in diesem Raum Anwesenden Freude und Trost. Jedes Wort von Abraham, jeder Ton des Liedes, das von ihm gesungen wurde, vermehrte die Zuverzicht in unserem Herzen und belebte uns alle in der Hoffnung auf ein glückliches Morgen. Wahrhaftig, Abraham hat uns allen zu Weihnachten das Gefühl gegeben, dass Gott sogar hier in Solojärvi gross ist und dass wir nichts sind ohne Ihn. Zu Lebenszeit sind wir nur ein Körnchen Staub und nach unserem Tod nicht einmal mehr das. Gott aber ist ewig und seine Tage werden nie enden. In Ihm und nur in Ihm haben wir unsere Hoffnung auch hier in Jurmukoski, schloss Abraham diesen Weinachtsabend ab.

Ich war Abraham dankbar für seine weisen, einfühlsamen Worte, die mich tief berührt haben und meine Weltanschauung bereichert haben. Am Weihnachtstag haben wir noch mehr voneinander erfahren. Er erzählte mir viel über sein Leben in der Wildnis Inaris. Zwischen uns beiden ist eine tiefe Freundschaft entstanden, woran ich mich auch diese Weihnachten mit grosser Sehnsucht erinnere.

Jouni Kitti

Den Samen werden vielfach okkulte Fähigkeiten zugeschrieben, sogar ein Geistlicher, mit dem ich über die Samen sprach, sagte Wörtlich: "die Samen sind grosse Zauberer, und als ich erstaunt fragte, was er damit meine, setzte ernschaft hinzu, sie verfügten über Gaben, die der allgemeine Schahgebrauch als übernatürlich bezeichnet. Sie gelten als unfelbare Wetterpropheten, aber in dieser hinsicht habe ich bei ihnen wiederholt Feleleistungen beobachtet; mein eigenes Wettergefühl erscheint zu verlassigen.

Lappaland war von joher das Land der Zauberes scheint, als existiere nach nach so etwas wie eine Schamanen dratition aus jeden dunklen Zeiten, da die finnisch-ugrischen Völker aus ihren Urheimat, die warscheinlich Südrussland war, nach Westen auswandertaen.annigfaltikeit mittel

Weite nach Norden steigr die Srasse an. Eine Weile halt das auto auf fem Kaunispää, dem Schönen Kopf, damit die Touristen photographische Aufnahmen machen können. Das Auge schweicht über entlose Geländewellen, die über Baumgrenze reichen. Bergreihe schiebt sich hinter Bergreihe, man hat das Gefḧl einer unendliche Verlassenheit. Wer die Mannigfaltigkeit mittel und südeuroåäicher Gebirgsgegenden kannt, beigt Enttauschung.